Das 1:0 des FC Schalke 04 gegen Mainz 05 bot große Emotionen. S04 gelang der so wichtige Heimsieg, um Anschluss zu halten an die Nichtabstiegsplätze.
Emotional ging es für Trompeten-Willy auch bereits vor dem Spiel zu. Denn er bekam vor dem Anpfiff seine letzte Attacke. Aus gesundheitlichen Gründen kann Wilhelm Plenkers seine Leidenschaft nicht mehr ausüben.
Nach einem Schlaganfall und dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenkes hat Plenkers nicht mehr die Kraft. Das Trompetespielen in dieser Lautstärke und Intensität in einem voll besetzten Stadion ist sehr anstrengend, dem ist der 61-Jährige nicht mehr gewachsen.
Doch für seinen Abschied hat er nochmal alles aus seinen Lungen herausgeholt. Noch einmal klang sein ”ta,taa,ta,taa,ta,ta,ta,ta,tataa” in der Schalker Arena. Noch einmal riefen die S04-Fans: „Attacke“ und den Zusatz „Dortmund ist kacke“.
Schalke 04 hatte ihm eine Eintrittskarte für die Haupttribüne zur Verfügung gestellt. Von dort spielte er noch einmal auf. „Es war doch sehr emotional. Bei mir ist die eine oder andere Träne geflossen“, erklärte Plenkers anschließend dem RevierSport.
Viele jahrelange Weggefährten hätte ihn im Stadion angesprochen. Dazu sendete er über die „Böklunder-Fanbox“ per Video Grüße an das Schalker Publikum und bedankte sich für „30 geile Jahre“. So lange hatte Plenkers im Parkstadion und später in der Arena die Trompete geblasen. Der erste Trompeter war er jedoch nicht. Das war Mario Fioretti, der Anfang der 1990er Jahre die „Attacke“ erfunden hat. Von den Knappen gab es dazu eine kurze Verabschiedung durch Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann. „Vielen Dank, Willy. Es war übrigens seine allerletzte Schicht, weil er geht in den Ruhestand. Wir sagen: Vielen Dank für 1904 und mehr Attacken! Alles Gute!“, sagte Oberschulte-Beckmann im Rahmenprogramm.
Das Spiel selbst schaute sich Plenkers dann in der Nordkurve an, dort, wo er jahrelang zuhause war. „Mitte der zweiten Halbzeit musste ich dann aber schon gehen, weil ich nicht mehr stehen konnte“, sagte Plenkers.
Seine Dauerkarte hat er im Familienkreis weitergegeben. „Das war es. Das war meine allerletzte Attacke auf Schalke“, kann er es selbst noch gar nicht so richtig glauben. Immerhin schenkten ihm die Königsblauen zum Abschied noch einen Sieg. Plenkers will sich revanchieren. „Wenn der Verein möchte, stelle ich meine Trompete dem Schalke-Museum zur Verfügung“, sagte er.
Ob der Verein darauf eingeht, ist fraglich. Denn Plenkers war in Fankreisen zuletzt wegen seiner angeblichen Nähe zu rechten Parteien nicht mehr unumstritten. Er hatte auf Facebook Anfang 2020 eine Initiative unterstützt, die unter anderem von der AfD und "Die Rechte" unterstützt wurde. Plenkers selbst distanzierte sich später in öffentlichen Aussagen allerdings mehrfach vom rechten Spektrum.